Sammlung

Die vom Museum Moderner Kunst betreute Kunstsammlung befindet sich im Eigentum der Stiftung Wörlen. Mit wechselnden Ausstellungen werden die Werke dieser Sammlung unter verschiedenen Schwerpunkten der Öffentlichkeit vorgestellt. Zum Teil wird der Bestand durch prominente Dauerleihgaben ergänzt.

Das Museum beherbergt eine umfangreiche Kunstsammlung. Den Grundstock dieser Sammlung bildet der Nachlass des Künstlers Georg Philipp Wörlen (1886-1954). Diesem wurde mit der Gründung des Museums sowie der Stiftung durch den Sohn Hanns Egon Wörlen ein adäquates und gesichertes Zuhause gegeben.

Das Werk Georg Philipp Wörlens mit über 1500 Arbeiten und zahlreiche Arbeiten seiner Freunde aus den Künstlergemeinschaften „Der Fels“ und „Donau-Wald-Gruppe“ dominieren die Sammlung. Darüber hinaus ist auch eine beachtliche Anzahl von Werken weiterer befreundeter Künstler wie z. B. Alfred Kubin vorhanden.

Von beträchtlichem Umfang ist außerdem die Sammlung von Korrespondenzen, die einen intensiven Einblick in die Beziehungen zwischen Georg Philipp Wörlen und seinen Künstlerfreunden gewährt.

Im Lauf der Zeit entstand darüber hinaus eine umfangreiche neuere Sammlung, die sich aus Werken zeitgenössischer Künstler zusammensetzt. Darunter befinden sich z. B. Arbeiten von Fritz Wotruba, Lothar Fischer, Arnulf Rainer, Hans Staudacher, Sandro Chia, Alfred Hrdlicka, Mel Ramos, Jürgen Brodwolf, Günther Uecker, Paul Flora, Stefan Szczesny, Sepp Auer, Erwin Reiter, Edda Seidl-Reiter, Alois Riedl, Annerose Riedl und zahlreichen Künstlern aus der Region.

Georg Philipp Wörlen

Ausstellungen im MMK (c) T. Scholz

Georg Philipp Wörlen wurde 1886 in Dillingen an der Donau geboren. Er besuchte die Kunstgewerbeschule in Nürnberg und lernte bei einem Restaurator und einem Architekten. Die Teilnahme am Ersten Weltkrieg und die Gefangenschaft in England (1918/1919) führten zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Kunstströmungen, in Folge derer er sich von seiner früheren impressionistischen Darstellungsweise löste und einen Stil entwickelte, der expressive und kubistische Elemente vereinte.

1920 ließ sich Wörlen mit Frau und Sohn in Passau nieder, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1954 lebte und ein umfangreiches Werk schuf. Außerdem war er als Kunsterzieher am Humanistischen Gymnasium Passau (heute „Leopoldinum“) tätig.

Der expressionistischen Phase folgte bereits Anfang der 1920er Jahre eine weitere Wandlung in seinem Kunstschaffen, hin zur europäischen Bewegung der „Neuen Sachlichkeit“, und Wörlen kann als einer der bedeutendsten Vertreter dieser Kunstrichtung im süddeutschen Raum gelten. Schließlich fand er als Donau-Wald-Gruppen-Mitglied zu seinem expressiv-kubischen Stil der 20er Jahre zurück und entwickelte daraus eine eigenständige, abstrakte Bildsprache, die das Schaffen seiner letzten Lebensjahre bestimmte.

In der Sammlung Stiftung Wörlen sind Arbeiten aus allen Schaffensphasen des Künstlers enthalten. Neben Gemälden (zum Großteil mit den von Wörlen bevorzugten Wachskaseinfarben gemalt) sind zahlreiche Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen, Lithographien und Holzschnitte vorhanden.

Bildanalysen zu einzelnen Werken von Georg Philipp Wörlen finden Sie in unserem Format

#jubiläumdigital

Der Fels

Um 1920 gründeten der Süddeutsche Georg Philipp Wörlen (1886-1954), der Norddeutsche Fritz Fuhrken (1894-1943) sowie Franz Bronstert (1895-1967) aus Westfalen die Künstlergruppe „Der Fels“. Kurz darauf stießen außerdem der Österreicher Carry Hauser (1895-1985) und der ebenso wie Bronstert aus Westfalen stammende Reinhard Hilker (1899-1961) hinzu. Drei der Mitglieder – Bronstert, Fuhrken und Wörlen – hatten sich in der Kriegsgefangenschaft in England kennen gelernt.

Die Erfahrungen des Krieges hatten alle Mitglieder geprägt und sie orientierten sich, dabei jeweils eine ganz eigene Formensprache entwickelnd, an den modernen Kunstströmungen. In einem Manifest zur 1. Graphik-Mappe der Gruppe wurde erklärt, dass sich die „Felsleute“ kompromisslos mit den Fragen der menschlichen Existenz im historischen Augenblick auseinandersetzen und sich dazu der einzig angemessenen Sprache des Expressionismus bedienen. Von 1921 bis 1927 fanden zahlreiche Ausstellungen der Fels-Gruppe in Deutschland und in Österreich statt. Danach führten die Interessen der Mitglieder auseinander und die Gruppe löste sich auf.

Da ein reger Austausch von Kunstwerken zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern stattgefunden hatte, ist jeder der Fels-Künstler in der Sammlung Stiftung Wörlen mit einer ganzen Reihe von Arbeiten vertreten. Den weitaus größten Anteil hieran bilden jedoch (neben den Arbeiten von Georg Philipp Wörlen) die Werke von Carry Hauser, dessen Freundschaft und Zusammenarbeit mit Georg Philipp Wörlen besonders intensiv und lang andauernd war. Dies spiegelt sich auch in den fast 300 Briefen und Postkarten von Carry Hauser an Georg Philipp Wörlen wieder.

Donau-Wald-Gruppe

1946 gründeten sieben in Ostbayern lebende Künstler die Donau-Wald-Gruppe, der sich im Lauf der Jahre weitere Mitglieder anschlossen. Es war eine Art Neuanfang nach dem Krieg. Die Künstler unterwarfen sich keiner Programmatik, sondern begrüßten die Vielfalt künstlerischer Äußerungen.

Ihre Gemeinsamkeit bestand in ihrer Zugehörigkeit zum Raum der Donauwaldlandschaft (durch Geburt oder Ansiedlung), außerdem einte sie das Bestreben, mit den modernen künstlerischen Entwicklungen der Zeit zu arbeiten. Zwar waren sie nicht als „revolutionär“ zu bezeichnen, denn sie fühlten sich vor allem der Klassischen Moderne verpflichtet, aber es gelang ihnen, die Aufgeschlossenheit des Publikums neuen Stilrichtungen gegenüber zu erreichen. Über lange Zeit prägten sie das kulturelle Leben in Ostbayern entscheidend und gelangten auch zu überregionaler Bedeutung.

Die Mitglieder der Gruppe malten sowohl stimmungsvolle Landschaften, wie vor allem Reinhold Koeppel (1887-1950) und Wilhelm Niedermayer (1899-1965), die beide als „Maler des Waldes“ gelten, schufen gegenständlich-expressive Werke, wie Hermann Erbe-Vogel (1907-1976), entwickelten einen flächigen Malstil wie Alwin Stützer (1889-1974) oder Walter H. Mauder (1913-1999), gestalteten formreduzierte Figuren, wie Josef Karl Nerud (1900-1982), Wolf Hirtreiter (geb. 1922) oder Heinz Theuerjahr (1913-1991), bewegten sich an den Grenzen des Gegenständlichen, wie Willi Ulfig (1910-1983) und Oskar Matulla (1900-1982), oder gelangten zu einer gänzlich gegenstandslosen Malerei, wie Franz Vinzenz Dressler (1918-2002). Otto Sammer (1914-2004) schuf ein besonders vielfältiges Werk zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, in dem er die verschiedensten Techniken und Stile ausprobierte.

Nur kurzzeitig waren August Philipp Henneberger (1902-1980) und als einzige Frau Friederike Pröbiuss (1914-1958) Mitglieder der Gruppe.

Die Sammlung von Kunstwerken der Donau-Wald-Gruppen-Mitglieder ist besonders umfangreich und setzt sich zusammen aus Teilen des Nachlasses von Georg Philipp Wörlen und den Geschenken der Künstler an den Architekten und Museumsgründer Hanns Egon Wörlen, der von 1952 bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1990 die Gruppe leitete.